Da wir ja sonst nichts zu tun haban, auch noch das hier.
Der TAKRAF DFG 2002/3 N-W „Panoramastapler“.
Panorama, weil keine störenden Schienen die Sicht nach vorn behindern.
Natürlich, wie die meisten Neuzugänge, nicht fahrbereit und in einem
vernachlässigten Zustand. Dafür aber preiswert!
Kein Typenschild, also auch kein Baujahr. Im Vergleich mit anderen Staplern
im Internet tippe ich mal auf Bj. 1986 bis 88.
Gekauft wurde der Stapler von einem Bekannten, der eine Querstrasse weiter seine Firma hatte. Der Transport des dreieinhalb Tonnen schweren Gerätes geschah auf einem kleinen Plattenwagen und war genauso abenteuerlich wie das Abladen. Keine richtige Rampe, kein Kran und auch keine Hebebühne. Also den Plattenwagen schräg an eine Erhöhung gestellt, mittels Paletten und Bohlen eine Rampe gebaut, mit dem ELLO vom Plattenwagen gezogen und unter das Vordach gedrückt. Fertig! War ganz einfach und hat nur eine Stunde gedauert.
Da der Motor vom Vorbesitzer schon leicht zerlegt wurde (der Zylinderkopf war entfernt worden), hatte Dirk vorsorglich schon mal einen zu DDR-Zeiten regenerierten Multicar-Motor geordert, der noch irgendwo „auf Lager“ stand. Der sollte in den Stapler eingebaut werden. Da wir weder Betriebsanleitung noch Reparaturhandbuch hatten, schraubten wir (eigentlich wie immer) nach gut dünken drauf los und bauten erst mal alles ab was bei der Demontage des Motors im Weg sein könnte. So wurden Lichtmaschine, Wasserpumpe, hintere Verkleidung, Auspuff und Kühler entfernt. Durch das alte Öl, den Dreck und dem Ruß vom undichten Auspuff, sahen wir aus wie die Schornsteinfeger. Die Arbeitssachen, die Hände und auch das Werkzeug waren schwarz. Probleme gab es beim Antrieb der Hydraulikpumpen, die mittels einer Doppelkette mit dem Motor verbunden waren und den Verbindungsschrauben von Motor und Antrieb. Doch auch das wurde gelöst und der Motor konnte mittels Flaschenzugs herausgehoben werden. Hilfe bekamen wir auch vom zufällig vorbeigekommenen Kevin.
Der Motor ist raus und an den regenerierten Multicarmotor sind alle Teile angebaut, die für den Betrieb im Stapler notwendig sind. Leider hatte der neue Motor eine andere Aufnahme an der Kurbelwelle und die Keilriemenscheibe nebst Zahnrad für den Antrieb der Hydraulikpumpen passte nicht. Kurzerhand setzte sich Kevin vor den Motor, bohrte die sechs fehlenden Löcher in die Kurbelwelle und versah sie mit 10er Gewinde. Fertig. War ganz einfach!
Nebenbei wurde auch noch die Lichtmaschine gereinigt und auf Funktion überprüft.
Die hinteren Reifen waren nicht mehr die besten und wir sahen uns nach neuen um. Wir brauchten auch nicht lange zu suchen und fanden bei den Kleinanzeigen ein Paar neue von Pneumant noch aus DDR-Produktion. Gleich gekauft und überlegt, wo wir die aufziehen lassen sollten. Bei näherer Betrachtung fielen uns die „vielen“ Radmuttern auf und wir grübelten über den Zweck. Nach genauerer Untersuchung erkannten wir, das fünf für die Befestigung an der Radnabe waren und fünf für die beiden Felgenhälften, denn die war geteilt. Super dachten wir und machten uns gleich ans Werk. Stockwinde geholt, hinten unter das Gegengewicht gestellt und angehoben. Dann die Radmuttern gelöst, die die Felge an der Radnabe hielt, (wichtig!) die Luft abgelassen und die beiden Felgenhälften auseinander geschraubt. Den alten Reifen runter, den Schlauch und das Wulstband heraus gezogen, den neuen Reifen innen mit Talkum eingepudert, Schlauch und Wulstband wieder rein (scheiß Arbeit), die Felgenhälften zusammen geschraubt, Luft drauf, d.H. versucht 9 atü (bar) drauf zu bekommen und wieder angeschraubt. Das Ganze mit dem anderen Rad. Fertig.
Nach zähen Verhandlungen mit dem Chassis des Staplers, ist der Motor nun eingebaut und die für einen kurzen Probelauf nötigen Teile sind angebaut.
Leider konnten wir ihn bis heute nicht dazu überreden auch anzuspringen. Seit drei Wocheenden tauschen wir diverse Teile am Motor aus wie Dieselfilter, Einspritzpumpe, Kraftstoffpumpe, Überdruckventil, Einspritzdüsen, Glühkerzen und Leitungen. Das Beste Ergebnis war bisher ein 20 Sek. Lauf auf 2 Zylindern und auch nur mit Anlasserunterstützung. Super!
Wir gingen immer davon aus, das bei einem regenerierten Motor alles fest und fertig eingestellt ist! Stutzig sollten wir eigentlich schon werden, als wir alle Schrauben des Ansaug- und des Abgaskrümmers fest ziehen mussten. Auch alle anderen Schrauben der Anbauteile konnten noch ein wenig Nachziehen vertragen. Nun kam einer von uns auf die Idee, mal den Ventildeckel abzunehmen um alle Schrauben des Zylinderkopfes zu überprüfen, ebenso die der Kipphebelwelle. Wir staunten nicht schlecht als alle, natürlich mittels Drehmomentschlüssels, noch erheblich nachzuziehen gingen. Und da der Deckel schon mal auf war, wurde auch gleich das Ventilspiel überprüft, welches auch nicht gerade wenig von den Vorgaben abwich.
Nachdem das getan war, kümmerten wir uns um die Einspritzdüsen. Wir hatte schon vorher bei den Kleinanzeigen eine Düsenabdrückvorrichtung aus DDR-Zeiten gesehen und diese vorsorglich geordert. Da wir sie ja nicht brauchten, stand sie einige Monate unberührt bei uns in der Ecke. Doch jetzt brauchten wir sie und erkannten nach einer Funktionsprüfung, sie geht nicht. Also wie immer, erst mal auseinander bauen. So weit schien sie ja in Ordnung zu sein, nur ließ sich kein Druck aufbauen, denn der Stößel im Hubzylinder saß fest. Mit etwas Überredungskunst konnten wir sie dann aber doch noch dazu bewegen, ihren Dienst zu tun.
Nach dem alles gereinigt und wieder zusammen gebaut war konnten wir unsere Einspritzdüsen testen und stellten fest, das nur eine von den Vieren richtig eingestellt war. Also alle auseinander genommen, gereinigt und mittels unseres Düsentesters auf 150 bar eingestellt. Alles wieder eingebaut die Batterie dran und los! Nach dem obligatorischen Vorglühen der Startversuch. Leier, leier, leier und … er sprang an! Was gab es da für ein Gejubel. Nach so vielen Fehlschlägen. Endlich.
Leider war die Freude nur von kurzer Dauer, denn die Übertragung der Motorleistung über den Strömungswandler auf die Räder entsprach nicht unseren Vorstellungen und bedarf einer gründlichen Diagnose! Auch die etwas zu starke Rußentwicklung des „neuen“ Motors ist noch eine Herausforderung, die es zu meistern gilt.
Der Anbau von Druckmanometern, um Schwachstellen zu ermitteln, ergab verschlissene Komponenten im Strömungswandler. Dieser wurde ausgebaut und in eine Staplerwerkstatt gebracht, die schon zu DDR-Zeiten dieses Modell repariert hatten. Das ist jetzt fast ein Jahr (2018) her und es hat sich nichts getan!
Doch es gab Hoffnung, doch noch zu einem Gabelstapler zu kommen!
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